4500 Glassteinchen funkeln beim Salto rückwärts

4500 Glassteinchen funkeln beim Salto rückwärts

4500 Glassteinchen funkeln beim furiosen Salto rückwärts Seit 20 Jahren schon wirbelt Kempens Mariechen Jenny Scherrers über die Bühnen der Region

Von Petra Wolters

Heinsberg-Kempen. 20 Jahre lang Session für Session als Tanzmariechen auf der Bühne zu stehen, das hat Seltenheitswert. Kempens Mariechen Jenny Scherrers tut´s auch in dieser Session mit weiter wachsender Begeisterung, und das immer noch für ihren Heimatverein: für die KG „Kemper Gröne“. „Das ist sogar sehr, sehr selten“, freut sich dann auch Vater Hans-Peter, der wie Mutter Annemie seiner Tochter immer ein enger Begleiter in ihrer Tanzkarriere war.

Aber von vorn, 20 Jahre zurück: In Kempen sollte es eine Kindersitzung geben, und über die Heinsberger Zeitung suchten die „Kemper Gröne“ dafür noch Aktive. Mutter las die Zeitung vor, Jenny sprühte vor Begeisterung. „Ich will Tanzmariechen sein!“, erklärte die damals Fünfjährige. So ging´s los, und nicht nur Jenny, sondern die ganze Familie war vom närrischen Tanzfieber gepackt. Zwei Wochen lang schallte es an der Hochbrücker Straße „Alte Kameraden“. Dann trug Vater Hans-Peter die kleine Jenny auf seinen Schultern stehend auf die Bühne. „Spagat und Radschlag konnte ich schon“, erzählt sie. „Kleine weiße Lackschuhe hatte sie an, Stiefel in ihrer Größe waren auf die Schnelle nicht zu beschaffen“, erinnert sich Mutter Annemie.
090208jennykostuem
4500 Glassteinchen funkeln auf Jennys neuem Kostüm. Aber auch ihr allererstes hat sie aufbewahrt, als Erinnerung an den Beginn ihrer tänzerischen Karriere.
Fotos: Petra Wolters

Jenny bekam ihr erstes eigenes, natürlich grün-weißes Kostüm, tanzte schon zwei Jahre später auf einem ersten Turnier und ist seitdem von den Bühnen der Region und auch weit darüber hinaus gar nicht mehr wegzudenken. Vier große Glasvitrinen, in denen sie ihre vielen Pokale aufbewahrt, zeugen von ihren Erfolgen. 1994 war sie nordwestdeutsche Meistern, 1999 mit ihrem damaligen Tanzpartner Dritte bei den Deutschen Meisterschaften.

Die Erfolge sind ihr wichtig, haben ihr auch schon viele Angebote von Vereinen aus nah und fern eingebracht, sogar aus Berlin. Im Fernsehen war sie auch schon zu sehen. Das Tanzen selbst, ihr Wissen und ihren Spaß daran weiterzugeben, vor allem aber das Engagement für ihren eigenen Verein hatten für sie aber immer die höchste Priorität. So hat sie sich in dieser Session zum Beispiel noch gar nicht für Meisterschaften qualifizieren könnte, weil die Turniertermine nicht passten. „Die Auftritte für meinen Verein gehen vor“, sagt Jenny. „Der ist doch für mich ein Teil meiner Familie!“

Zehn Mariechen und vier Tanzgruppen sind es, die Jenny allein in dieser Session trainiert. In Schulungen und Workshops bildet sie sich weiter und bietet mittlerweile selbst welche an. Seit drei Jahren besitzt sie sogar die Trainer-C-Lizenz des Deutschen Sportbundes. Für die Jugend engagiert sie sich auch im Verband der Karnevalsvereine Aachener Grenzlandkreise (VKAG). Zusammen mit ihrem Verein und der KG „Karker Rabaue“ veranstaltet sie sogar seit zwei Jahren ein eigenes, gut besuchtes Turnier für den Nachwuchs. Und auch ihr Vater ist mittlerweile aktiv, als Wertungsrichter bei Tanzturnieren in ganz Deutschland.

Jenny bleibt da neben ihrem Beruf als Chefsekretärin in einem Metallbauunternehmen für eigenes Training ganz wenig Zeit. Dennoch hat sie auch in diesem Jahr wieder ein neues Highlight in ihre eigene Darbietung eingebaut: den Salto rückwärts. Und den präsentiert sie in ihrem ganz neuen Kostüm – besetzt mit 4500 funkelnden Glassteinchen. Mehr geht da wohl nicht mehr. „Doch!“, lacht Jenny und verrät ihre weiteren Pläne. In ihren Tanz für die nächste Session will sie einen Salto vorwärts einbauen. Dann wird sie also zu ihrem nächsten närrischen Jubiläum – zwei Mal 11 Jahre – auch noch tanzen? „Garantiert“, sagt Jenny. „Wenn ich daran denke, dass ich mal aufhören.

Zurück zur Übersicht
Unsere Sponsoren